Schnittholz- und Palettenmarkt im Ukrainekrieg

Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine bringt nicht nur die jahrzehntelange Friedensordnung in Europa zum Wanken, sondern auch den europäischen Schnittholzmarkt für Verpackungsholz und damit verbunden den Palettenmarkt. Eines vorneweg, die Folgen der Sanktionen der westlichen Welt und insbesondere der EU sind ein kleiner Preis, verglichen mit dem Leid, welches die Ukraine und deren Bevölkerung ertragen muss.

Die Bedeutung von weissrussischem Holz für den europäischen Rohstoffmarkt

Am 2. März 2022 hat die EU mit dem Erlass 2022/355 die Einfuhr von weissrussischem Schnittholz und Holzprodukten verboten. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass Kontrakte und Bestellungen, welche vor dem 2. März 2022 getätigt wurden, mit einer Übergangsfrist bis zum 4. Juni 2022 weiterhin ausgeliefert werden können. Nach diesem Datum ist eine Versorgung aus Weissrussland nicht mehr möglich.

Das Verbot von Geschäftsbeziehung mit Weissrussland wird den europäischen Markt hart treffen. Deutschland hat im vergangenen Geschäftsjahr 2021 rund 428 Tsd. M3 Schnittholz aus Weissrussland eingeführt. Dies entspricht in etwa 9 Prozent der gesamten sägerauen Nadelschnittholzimporten[1].

Aber nicht nur Deutsche Marktteilnehmer verfügen über ausgeprägte Handelsbeziehungen mit Weissrussland. Auch die baltischen Staaten, die Benelux-Länder und auch Polen verarbeiten weissrussisches Holz im grossen Stil. Auch wenn die Folgen der Sanktionen nur schwer abgeschätzt werden können, darf man die möglichen Folgen nicht unterschätzen.

Zusätzlich zu den Massnahmen der EU haben auch die grossen Zertifizierungen (FSC[2], PEFC[3]) Massnahmen zur Einschränkung von weissrussischem Holz getroffen. Mit der Einstufung der Hölzer als sogenanntes Konfliktholz ist die Verwendung für zertifizierte Produkte gesperrt. Bei FSC gilt dabei eine Übergangsfrist bis zum 8. April 2022.

Ist Ihre Versorgung mit Paletten weiterhin gewährleistet?

Die Versorgungslage in unseren Betrieben ist zum jetzigen Zeitpunkt ausreichend. Die Anlieferungen der mitteleuropäischen Lieferanten funktionieren und die Lagerbestände sind normal. Dies wird auch im April weiterhin gewährleistet sein. Auch für die folgenden Monate sind wir aktuell verhalten optimistisch. Es ist aber möglich, dass einzelne Sortimente schwieriger beschafft werden können als andere. Eine Garantie für die Versorgung in den nächsten Monaten können wir aufgrund der grossen Unsicherheit aktuell nicht abgeben. Basierend auf den Erfahrungen vom letzten Jahr und unserem grossen Lieferantennetzwerk, glauben wir aber, dass unsere Versorgungsleistung standhalten wird.

Wie entwickeln sich die Palettenpreise in den nächsten Monaten?

Als Hersteller und Reparateur von Paletten und Holzverpackungen sind wir aktuell vielfältigen Preisforderungen unserer Lieferanten konfrontiert. Dabei lassen sich folgende Preistreiber aufführen:

  1. Nachdem die Schnittholzpreise im vierten Quartal des vergangenen Jahres langsam nachgegeben haben, hat sich bereits kurz nach dem Jahreswechsel die Trendwende abgezeichnet. So ist der HPE-Index bereits im Februar 2022 (noch ohne den Krieg) um 8.5 Prozent in die Höhe geschnellt[4]. Die beschriebene Situation am Schnittholzmarkt wird zu grösseren Auswirkungen für März/April führen. Zum aktuellen Zeitpunkt rechnen wir für April mit neuen Höchstständen, welche die Rekorde vom letzten Jahr deutlich hinter sich lassen.
  2. Die Situation für Nägel, Schrauben, Muttern und Eckwinkel hat sich seit dem letzten Jahr kaum entspannt. Auch hier sorgt die Krise für höhere Preise am Rohstoffmarkt. Es gibt aber weitere Probleme: Viele der Vorprodukte, welche in europäischen Nagelfabriken für die Produktion verwendet werden, stammen aus Weissrussland und Russland. Sind also damit auch von den westlichen Sanktionen betroffen.
  3. Auch die Transportpreise und das Frachtraumangebot entwickeln sich deutlich nachteilig. Die kurzfristig stark gestiegenen Rohölpreise und als Folge davon die Dieselpreise, verteuern die Fracht bei konstanten Wegen deutlich. Als nachteilig erweist sich aber auch die Abhängigkeit von ukrainischen Fahrern im europäischen Frachtmarkt. Viele dieser Fahrer kehren in die Ukraine zurück und sorgen für eine deutliche Verknappung des Frachtangebotes.

Wir gehen davon aus, dass die Paletten- und Holzverpackungspreise aufgrund der geschilderten Lage kurzfristig deutlich steigen. Dabei werden auch die Höchststände vom letzten Jahr deutlich übertroffen werden.

Was kann man tun, um die eigene Versorgung sicherzustellen?

Planen Sie Ihren Paletten- und Verpackungsbedarf frühzeitig. Damit können wir die Rohstoffbeschaffung und die Produktion besser planen und auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten. Vermeiden Sie, wenn immer möglich «Panikkäufe», weil damit die aktuelle Situation weiter verschärft und die Verfügbarkeit von Schnittholz und Paletten eingeschränkt wird.


  1. EUWID Holz & Möbel | Ausgabe 10.2022 | 10.03.2022 | Seite 11
  2. https://ch.fsc.org/de-ch/homepage/neuigkeiten/id/450 (Stand 14.03.2022)
  3. https://www.pefc.ch/holz-aus-russland-und-belarus-gilt-als-konfliktholz/ (Stand 14.03.2022)
  4. https://hpe.de/preisindex.html (Stand 14.03.2022)